Der Neujahrsempfang begann mit einer kleinen musikalischen Einlage von Lahdo Malki und Abboud Özcelik, die die Gäste für eine kurze Zeit glauben ließen, sie wären im Orient.
Die Moderatorin, Tigris Demir, begrüßte die Anwesenden* und übergab dann das Wort an Aslan Yildiz, der in seinem Grußwort auf die vor kurzem in Augsburg angekommenen Assyrer aus dem Irak einging. Man bedanke sich für die Aufnahme der assyrischen Flüchtlinge und helfe selbstverständlich bei der Integration. Allerdings sollte man die Assyrer in dem Irak nicht aus dem Auge verlieren und vor Ort Hilfe leisten.
Auch der Augsburger-Bürgermeister, Peter Grab (Pro Augsburg), war anwesend und begann seine Rede mit den Worten „Shato Othureito Brichto“ (zu deutsch: ein frohes assyrisches Neujahr). Peter Grab lobte den Mesopotamien Verein Augsburg für sein langjähriges Engagement, welches bis heute Früchte trägt.
Nach einer kurzen Tanzaufführung der Assyrischen Tanzgruppe mit Livemusik, erhielt Janet Bar Abraham das Wort, die ihr Vortrag auf die Situation des syrisch-orthodoxen Klosters Mor Gabriel im Tur Abdin fixierte.
Das Kloster Mor Gabriel, ist eines der Wahrzeichen der Assyrer im Tur Abdin und eines der ältesten christlichen Klöster der Welt. Wie bereits bekannt, befindet es sich jedoch zur Zeit in einer sehr schwierigen Situation. Die 70 Klosterbewohner trauen sich aufgrund von massiven Drohungen seitens der muslimisch-kurdischen Nachbardörfer kaum noch aus dem Kloster. Drei kurdische Dorfschützen verklagten das Kloster, da es „ihr Weidenplatz“ für Schafe und Kühe „besetzt“.
Die Gründung des Klosters lässt sich aber auf das Jahr 397 n. Chr. datieren, weit bevor kurdische Bewohner dieses Gebiet besiedelten. Erschwerend kommt jetzt auch hinzu, dass das Kloster um seine Existenz bangen muss. Türkische Behörden planen die Enteignung/Schließung des Klosters, da sie es in ein Museum umwandeln möchten. Janet Bar Abraham war bei den letzten Gerichtsverhandlungen in Midyat dabei und informierte die Gäste detailliert über die Situation des Klosters. Vielen konnte man das Entsetzen im Gesicht ansehen und man fragte sich immer wieder, wieso man die noch wenig verbliebenden Assyrer im Turabdin nicht in Ruhe leben lässt.
So erwähnte sie beispielsweise ein Interview in der Hurriyet mit einem dieser kurdischen Dorfvorsteher, der sich in Richtung Assyrer weltweit wie folgt äußerte: „Sollten wir die Gerichtsverhandlungen verlieren, so wird Blut fließen“. Als Drahtzieher der Hetzkampagne gegen das Kloster Mor Gabriel soll unter anderem auch ein türkischer Parlamentarier der AKP sein. Erschreckend, als auch traurig, zumal die Türkei seit einigen Jahren auf einen EU-Beitritt hofft gleichzeitig aber gegen solche Vorfälle nichts unternimmt und bis heute den Völkermord von 1915 gegenüber den Assyrern, Armeniern und Pontos-Griechen lediglich als trauriges Ereignis abstempelt, ihn aber nicht anerkennen will.
Nach dem Vortrag konnten sich die Gäste an einem offenen Buffet stärken, was auch letztendlich das Ende der Veranstaltung war.
Der Assyrische Mesopotamien Verein Augsburg bedankt sich bei den zahlreich erschienenen Gästen und wünscht den Assyrern weltweit ein frohes Jahr 6759!
*Unter den zahlreich erschienenen Gästen waren unter anderem MdB Heinz Paula, MdL Christine Kamm, Sozialreferent Max Weinkamm, Vertreter der Augsburger Stadtratfraktionen von der CSU, SPD, Pro Augsburg, Grüne/Bündnis 90, Regierungsvertreter von Schwaben und des Zentralverbandes der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland (ZAVD).
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