Jugendgruppe

Vorstand

1. Vorsitzende Dilmon Ögünc
2. Vorsitzende Lea Yaakob
Kasse Ilona Cansu
Beisitzer Daniel Ögünc
Ilona Yacoub
Raffael Yoken
Sara Cansu

Geschichte

Die Assyrische Jugendgruppe Augsburg existiert seit der Gründung des Mesopotamien Vereins im Jahre 1978. Ihren autonomen Status erlangte die Jugendgruppe jedoch erst im Juli 1988, in dem sie sich eine Jugendordnung gab. Grund dafür war der Eintritt in den Stadtjugendring Augsburg, dort war man das erste ausländische Mitglied. Hervorheben muss man bei den damaligen Aktivitäten mit Sicherheit die beiden aktiven Jugendlichen Gebro Araz und Hasare Demir. Die Jugendordnung wurde 1992 und dann 2001 grundlegend geändert.

Hauptaufgaben der Jugendgruppe sind und waren die:

  1. Vermittlung von Informationen über die assyrische Kultur und Sprache.
  2. Schaffung von Möglichkeiten, um sich zu treffen und näher kennen zulernen.
  3. Hilfestellung bei Schwierigkeiten mit den Behörden.
  4. Veranstaltung von Kursen und Seminaren zur Weiterbildung der Jugendlichen.
  5. Förderung der sportlichen Interessen ihrer Mitglieder.
  6. Zusammenarbeit mit deutschen Jugendgruppen und Institutionen.
  7. Kontaktpflege zu anderen Jugendgruppen unseres Volkes in Mitteleuropa und auf der ganzen Welt, insbesondere zu den Jugendlichen in der Heimat.
  8. Erziehung der jungen Generation zur Verantwortung unter Berücksichtigung ihrer Herkunft und Identität.

Mitglied in der Assyrischen Jugendgruppe sind zunächst einmal alle Vereinsmitglieder, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Daneben können seit der Ordnungsänderung im Jahre 2001 alle Jugendlichen zwischen 14 bis 30 Jahren in die Jugendgruppe eintreten, ohne Mitglied im Stammverein zu werden. Diese Reform bewirkte, dass sich die Anzahl der aktiven Jugendmitglieder stark erhöhte. Ziel ist es natürlich, dass alle Jugendmitglieder ab 18 Jahren dann in den Mesopotamien Verein eintreten. Heute zählt die Assyrische Jugendgruppe Augsburg über sechzig Mitglieder, die Altersstruktur hat sich nach unten verlagert, was man der Reform 2001 zu verdanken hat. Diese wurde damals vor allem von Aryo Makko, Nicme Seven und Aslan Yildiz erarbeitet und durchgesetzt. Die Jugendgruppe hat drei Organe, die Jugendversammlung, die Arbeitskreise und den Jugendvorstand. Sie hat eine eigene Kasse. Ein Jugendvorstandsmitglied wird als Vertreter der Jugend in den Vereinsvorstand entsandt, so dass eine Koordination der Aktivitäten zwischen der Jugendgruppe und dem Stammverein gewährleistet sind.

Jugendliche des Vereins 1989

In den ersten Jahren war das Hauptanliegen der Jugendgruppe, den Jugendlichen die gerade neu von den Heimatländern Syrien und Türkei, sei es als Gastarbeiter- oder Flüchtlingskinder nach Augsburg kamen, ein soziales Netz anzubieten. Dies wurde in den Vereinsräumen im Äußeren Pfaffengässchen durch regelmäßige Jugendtreffs versucht. In diesen Treffs wurden von den Jugendlichen selbst vorbereitete Referate über die Geschichte, Kultur, Sprache, politische Lage in den Heimatländern, der assyrischen Einheitsbewegung, den Völkermord und innergesellschaftliche Fragen abgehalten. Parallel dazu widmete man sich der Integration der Jugendlichen. Für die sprachliche und berufliche Integration bot man Sprachkurse im Deutschen an. Das war der erste Schritt, um in der deutschen Gesellschaft klar zu kommen und Fuß zu fassen. Ohne Deutschkenntnisse, war und ist das Finden eines Arbeits- oder Ausbildungsplatzes erschwert; es ist Grundlage jeglicher Integration. Die Assyrer bilden heute ein Vorzeigebeispiel einer gelungenen Integration in Augsburg.

Da Deutschland, im Gegensatz zu den Heimatländern, die Pflege der eigenen Kultur, Sprache und nationalen Identität nicht behinderte, entfalteten die Jugendlichen die nun in Frieden und Freiheit lebten, sich auf kulturellem und muttersprachlichem Bereich. Man begann, sich der Erlernung der syrischen Schriftsprache, die in der Heimat nicht unterrichtet werden durfte, zu widmen. Es entstanden Tanzgruppen, um die traditionellen Folkloretänze neu aufleben zu lassen und weiter zu entwickeln. Auch kleine Theatergruppen wurden gebildet, die die Situation in der Heimat und die innergesellschaftliche Themen, auf die Bühne brachten. Die Theater- und Tanzgruppen präsentieren ihr Können auf den jährlich mehrmals stattfindenden Jugend- und Kulturfeiern, die einen besonderen Anziehungspunkt für alle Jugendlichen, auch außerhalb des Vereins und Augsburgs, ausüben. Es treffen sich meistens Jugendliche aus verschiedenen Städten Deutschlands, wie Gütersloh, Paderborn, Memmingen, Neufahren, Stuttgart, Wiesbaden, u.a. zusammen. Ein weiteres wichtiges Ereignis für die Jugendlichen sind die Studienreisen in die europäischen Hauptstädte, die in den letzten zwei Jahren aufgenommen wurden. Nach Berlin und Rom folgt heuer Prag. Bei diesem mehrtätigen Aufenthalt lernen die Jugendlichen die Geschichte und Kultur dieser Städte und Regionen kennen.

Die Jugendgruppe versuchte nach den ersten Jahren den Jugendlichen neben dem Bereich der Integration, auch auf sozialem und gesellschaftlichem Bereich behilflich zu sein. Diesbezüglich fanden und finden noch verschiedene Vorträge über Identitätsschwierigkeiten, Kriminalität, Drogenkonsum, Spielsucht und aufenthalts- und einbürgerungsrechtlichen Problemen statt. Dieses geschieht auch auf den Wochenendseminaren die oft in den Schullandheimen wie Bliensbach, Violau oder in Akademien und Schulungszentren wie Ottmarring und Bad Boll stattfinden.

AJM-Seminar in der Akademie Klausenhof 2003

Der Arbeitskreis Bildung, der seit der Ordnungsreform im Jahre 2001 erneut aktiv wurde, konnte in den letzten zwei Jahren den Nachhilfeunterricht, der von 1997 bis 1999 erteilt wurde, durch die Mithilfe einiger Studenten und Abiturienten, wieder ins Leben rufen. Der Arbeitskreis Bildung konnte auch noch eine Liste der Bücher an der Universität Augsburg, die in syrischer Sprache verfasst sind bzw. die Assyrer betreffen, erstellen. Ein neuer Sprachkurs konnte ebenfalls etabliert werden, der für Anfänger und Fortgeschrittene die Beherrschung des Lesens und Schreibens in syrischer Schrift ermöglichte. Ziel ist es, dass die hier geborenen und heranwachsenden Jugendlichen ihre Muttersprache in Wort und Schrift beherrschen. Dies gilt nicht nur für die Umgangssprache des Turoyo (Dialekt von Tur Abdin), sondern auch der Hochsprache/Schriftsprache. Natürlich ist es kein einfaches und leichtes Unterfangen, doch muss es trotz aller Schwierigkeiten versucht werden.

Für die Förderung der sportlichen Interessen der Jugendlichen ist der selbständige Arbeitskreis Sport verantwortlich. Er organisiert Tischtennis-, Billard-, Volleyball- und Basketballturniere. Der Wanderpokal ist bei den Billard- und Tischtennisturniere besonders begehrt. So eifern alljährlich die Jugendlichen um die Trophäen in den jeweiligen Bereichen.

Billiardturnier 2003

Für Fußballinteressierte steht die Fußballmannschaft des Mesopotamien Vereins zur Verfügung. Wünschenswert wäre, wenn in den nächsten Jahren auch Jugendmannschaften sich etablieren könnten. Hervorzuheben ist, dass im letzten Jahr auch ein Snowboardkurs angeboten wurde. Durch die zahlreichen sportlichen Aktivitäten versucht die Jugendgruppe, die Freizeit der Jugendlichen so gut wie möglich zu gestalten und auszufüllen. Denn Sport ist ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher Jugendarbeit und muss als solcher gepflegt werden.

Gewinner des Tischtennisturniers 2003

Seit Gründung des Vereins wird eine intensive Zusammenarbeit mit deutschen Jugendgruppen und Institutionen gepflegt. Es bestehen bis heute Verbindungen zu der katholischen und evangelischen Jugend ebenso zu den serbischen und alevitischen Jugendgruppen. Man tritt beispielsweise auf den gegenseitigen Festen mit Tanzgruppen auf. Diese gemeinsamen Aktivitäten sollten intensiviert und auch auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Besonders wichtig ist uns auch der Kontakt zum Stadtjugendring, bei dem eine Abordnung unserer Jugend seit 1988 Mitglied und seit längerem auch im Vorstand vertreten ist. Wir bedanken uns in diesem Zusammenhang der fachlichen und materiellen Unterstützung durch den Stadtjugendring. Einige unserer Jugendvorstandsmitglieder konnten auch an den Jugendbetreuerseminaren des Stadtjugendringes teilnehmen.

Die Assyrische Jugendgruppe pflegt auch Kontakte zu anderen assyrischen Jugendgruppen in Deutschland und Europa, in den ersten Jahren auch zur Heimat, die leider aufgrund der Auswanderung, vor allem aus der Türkei, wieder abnahmen. Die assyrischen Jugendlichen aus Augsburg spielten Ende der achtziger Jahre bis Mitte der Neunziger eine wichtige Rolle im überregional gegründeten Jugendkomitee des Zentralverbandes der assyrischen Vereinigungen in Deutschland (ZAVD). Von Anfang an gehörten Augsburger zu dem Vorstand des Jugendkomitees.

Auch die Initiative für die Gründung des Assyrischen Jugendverbandes Mitteleuropa (AJM), der die Jugendarbeit der verschiedenen Jugendgruppen in Mitteleuropa koordinieren und lenken soll, ging von der Assyrischen Jugendgruppe Augsburg aus. Ihr ist es zu verdanken, dass durch die zahlreichen Besuche bei den Jugendlichen der assyrischen Vereine in Gütersloh, Paderborn, Gießen, Wiesbaden, Duisburg, Wien und Wil die Grundlagen für die Gründung des AJM geschaffen wurde. Die Mitglieder der Assyrischen Jugendgruppe Augsburg sind es, die derzeit die Hauptlast der Aktivitäten des AJM, seit der Gründung im Oktober 2002, tragen.

Jugendaustausch mit Holland 2002

Die Kontakte mit der Jugend in Schweden, Holland, weiteren europäischen Ländern und vor allem der Heimat werden in Zukunft so vom AJM gepflegt. Eine Reise in die Heimat der Eltern, würde auf der Suche nach der eigenen Identität die Jugendlichen weiterbringen.

Die erfolgreiche Jugendarbeit der letzten 25 Jahre, vor allem der letzten zwei Jahre kann fortgesetzt werden, wenn rechtzeitig an den Nachwuchs gedacht wird. Eine verantwortungsvolle Jugend führt die heranwachsenden Jugendlichen an die kulturelle, soziale und gesellschaftliche Jugendarbeit heran. Es ist Aufgabe eines jeden Verantwortlichen, der aus seinem Amt ausscheidet, dass er einen Nachfolger findet; dies kann in einem Mentorverhältnis geschehen. Die Jugendarbeit muss auch den Spaß-Faktor berücksichtigen, um weiterhin das Interesse der Jugendlichen zu wecken.

„Die nächste Generation“

Die Jugend müsste nach der erfolgreichen sprachlichen und beruflichen Integration in Zukunft auch auf die gesellschaftspolitische Integration vorbereitet werden. Als deutsche Staatsbürger und Teil der deutschen Gesellschaft ist der Beitritt zu politischen Parteien und Organisation den Jugendlichen nahe zu bringen.

Den Jugendlichen ist die Wichtigkeit von Bildung und Ausbildung vor Augen zu führen. Die Erhöhung der Anzahl der Assyrer mit akademischem Abschluss ist in den nächsten Jahren anzustreben. Bei Betrachtung der Arbeitslosenzahlen ist der Abschluss eines qualifizierten Berufs als große Notwendigkeit zu betrachten. Die assyrische Identität darf, trotz einer erfolgreichen Integration, nicht vernachlässigt werden. Die Erhaltung der Sprache und Kultur muss weiterhin ein Hauptbestandteil der assyrischen Jugendarbeit sein.