Fast scheint es, als wolle die Initiative, vertreten durch Organisationen wie beispielsweise der Komkar (Verband der Vereine aus Kurdistan e.V.) die diplomatische Haltung der Aktion durch ihre eigene Türkeigegnerschaft ausspielen und den Streit um das Kloster mit seinen Ländereien als Mittel zum Zweck missbrauchen.
Doch dass diese feindliche Haltung gegenüber der türkischen Regierung genau das Gegenteil in den Anstrengungen um den Erhalt des Klosters zur Folge haben kann, dessen ist man sich scheinbar nicht bewusst. Denn für so manchen wird es dahingehend keinen Unterschied bedeuten, ob es sich bei den Aktivitäten um die der „Aktion“ oder der „Initiative“ Mor Gabriel handelt – und beide als Gegner der türkischen Regierung in den selben Topf werfen.
Die Mitgliedschaft der Föderation der Aramäer in Deutschland bei der „Initiative Mor Gabriel“ ist deshalb sehr erstaunlich und gibt zu denken. Zumal die „Aktion Mor Gabriel“, der auch die FASD angehört, seit ihrer Gründung als Volkseinheit der Assyrer/Aramäer/Chaldäer in ihrem Zusammenhalt bisher gute Arbeit geleistet hat.
Wo die Einen versuchen, einen Konsens mit der Türkei und der Politik zu finden, um das Kloster zu retten, wird nun durch Zur-Schau-Stellung von Türkeigegnerschaft diverser Mitgliedsorganisationen der Initiative ein offener Konflikt provoziert. Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Prozess um die Enteignung des Klosters einer Instrumentalisierung der radikalen Mitgliedsorganisationen unterliegt, zu denen die FASD sicherlich nicht zählt.
Der Sprecher der „Initiative“, Kubilay Demirkaya, zitiert deshalb eine angebliche Aussage des türkischen Diplomaten Kivanc aus einem Treffen mit „Minderheitsvertretern“ am 22. Februar 2009:
„Der Generalkonsul Hakan Kivanc habe davor gewarnt, sich von der deutschen Politik missbrauchen zulassen. Wenn die Deutschen könnten, würden sie allen Türken ein „T“ tätowieren lassen und das Gleiche tun, was sie in der Nazi-Zeit getan hätten. Wenn man Deutschen die Pulsadern aufschneide, würde braunes Blut fließen“ (Reuters, 29. April 2009).
Dass sich das Auswärtige Amt dieser Angelegenheit des türkischen Generalskonsuls annimmt, sollte eigentlich eine Grundlage für eine sachliche Aufklärung bedeuten. „Die Initiative will nach Angaben ihres Sprechers, Kubilay Demirkaya, jedoch an den Vorwürfen festhalten“, so in einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur ddp will das Auswärtige Amt den massiven Vorwürfen gegen den türkischen Generalkonsul Hakan Kivanc nachgehen.
Treffen diese Vorwürfe zu, muss Kivanc abberufen werden. Gemäß spiegel online streitet dieser aber ab, sich jemals derart geäußert zu haben. Neutralität bis zur Klärung wäre also von allen Seiten angesagt.
Wer letztendlich Schaden davonträgt, sind nicht die Organisatoren dieser Initiative, sondern das Kloster selbst. Wer aber am allerwenigsten unter diesem Disput leiden sollte, ist das sowieso schon schwer geschüttelte „Mor Gabriel“. Gerade aufgrund der angeblichen Äußerungen Kivancs sollte die Türkei sich hier jetzt reinwaschen von jedem Verdacht einer Negativhaltung gegenüber der Nicht-Muslime und die Situation ins Positive kehren.
Die Diskussionen um rassistische Aussagen des türkischen Generalkonsuls Hakan Kivanc lenken somit unübersehbar vom eigentlichen Thema ab: der Rettung des Klosters Mor Gabriel. Es ist unschwer abzusehen, dass sich die Haltung der türkischen Regierung im Prozess dadurch nur verhärten wird.
Wie soll es je eine friedliche Lösung im Konflikt um das „Mor Gabriel“ geben, wenn unter dem Deckmantel von Initiativen für das Kloster sich auch radikale, vom Verfassungsschutz überwachte Organisationen befinden, die diese Demonstration in Köln lediglich zum Anlass genommen haben, ihre feindliche Haltung gegenüber der Türkei zu demonstrieren? Diese Frage wird wohl unbeantwortet bleiben.
Marianne Brückl
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