Bethnahrin.de im Gespräch mit seiner Eminenz Mor Filüksinos Saliba Özmen

„Durch diesen Namenskonflikt haben wir etwa 30 Jahre verloren und sind gar stehen geblieben“

Am 03.03.2007 besuchten der syrisch-orthodoxe Erzbischof aus Mardin, Mor Filüksinos Saliba Özmen, und der bekannte schwedisch-assyrische Journalist, Nuri Kino, den Assyrischen Mesopotamien Verein Augsburg. Dies war zugleich das erste mal, dass beide nach Augsburg reisten. Die Vereinsräumlichkeiten waren daher überfüllt. bethnahrin.de nahm dies zum Anlaß, um ein Interview mit seiner Eminenz zu führen.

Barechmor Sayidna, vielen Dank, dass wir einige Minuten Zeit haben uns mit Ihnen zu unterhalten. Können wir erfahren, wer Mor Filüksinos Saliba Özmen ist und was er als Kind und Jugendlicher erlernt hat.

Ich bin am 01.11.1964 in Marbobo/Tur Abdin (nähe Nusaybin) geboren. Mit 10 Jahren zog meine Familie nach Midyat, wo ich auch meine Schulzeit absolvierte. Von 1976-80 ging ich in das Kloster Dayro du´Zafaran, das damals unter der Leitung von den Mönchen Abrohom, Augin und Malke stand. Letztere sind inzwischen Bischöfe. Im Jahr 1983 besuchte ich das Kloster Mor Gabriel in Midyat. Nach Absolvierung meiner Militärpflicht wurde ich am 14.09.1985 zum Mönch geweiht und dem Kloster Mor Gabriel unterstellt. Dort war ich Lehrer von 20-35 Schülern.

Von 1990 bis 1998 war ich der Leiter der Lehranstalt. In Istanbul hatte ich im Jahr 1995 die Möglichkeit für acht Monate die englische Sprache zu lernen. Um dies zu intensivieren, ging ich 1998 nach Birmingham/England.

Ab 1999 war ich an der Oxford-University und studierte dort Theologie, Kirchengeschichte und Kirchenväter. „Master of Syriac Studies“ ist der Abschluß meines Studiums.

Sie wurden vor vier Jahren zum Bischof geweiht. Können Sie uns dazu etwas sagen.

Nachdem ich im November 2002 von England zurück kam, wurde ich Oberhaupt des Klosters und am 09.02.2003 zum Bischof von Mirde und Diarbekir mit Sitz im Kloster Dayro du´Zafaran geweiht.

 

 

 

 

Haben Sie sich schon immer mit der Religion beschäftigt oder gab es auch andere Interessen?

Ich habe mich früher für die Schneiderei interessiert, jedoch hatte ich keine Möglichkeit einer Ausbildung. Seit Kindes an bin ich eng mit der Kirche verbunden und habe mich früh entschieden diesen Weg zu gehen. Die syrische Schrift und Sprache und unsere Religion haben mich fasziniert. Mein Ideal war immer als Hirte unserem Volk und unserer Kirche zu dienen. Einen anderen Weg kann ich mir nicht vorstellen. Seit dem ich mich erinnern kann, geh ich den Weg, den ich wollte.

Können Sie uns mitteilen, wer Ihnen heute zur Seite steht?

Als Sekretär ist Malfono Yusuf Begtas tätig, der seine Arbeit hervorragend macht. Außerdem sind im Kloster Mönch Stefan und Mönch Gabriel. Letzterer ist für die Verwaltung und die Besucher zuständig. Demnächst werden wir auch einen neuen Lehrer im Kloster begrüßen können, der dann die etwa 17 Schüler unterrichten soll.

Können Sie uns über aktuelle Erfolge und Mißerfolge berichten? Wie sehen Sie die Zukunft?

Wir sind sehr froh, dass wir über Mißerfolge nicht berichten müssen. Mit „Kurkmo“ publizieren wir eine Zeitschrift in türkischer und syrischer Sprache. Die Restauration des Klosters nimmt Gestalt an. Es soll seinen alten Glanz zurück bekommen. Wir haben viel zu tun aber wir sind darauf vorbereitet und sehen das ganze positiv.

Im Jahre 2008 werden wir ein internationales Symposium im Kloster abhalten. Durch derartige Projekte erhalten wir größeres Ansehen und das Interesse an uns wird geweckt.

Besuche wie dieses Wochenende in Augsburg sind natürlich ein Erfolg, da wir sehen, wie eng wir miteinander verbunden sind.

Glauben Sie an die Einheit unseres Volkes?

Zunächst sollten wir wissen, dass alle Namen wie Assyrer, Suryoye, Chaldäer und Aramäer usw. unserem Volk gehören. Die Namensdiskussion ist unnötig. Leider haben einige das in der Vergangenheit nicht so gesehen und streitet bis heute teilweise über den Namen unseres Volkes. Durch diesen Namenskonflikt haben wir etwa 30 Jahre verloren und sind gar stehen geblieben. Ich muss leider auch feststellen, dass man den Namen Tur Abdin immer wieder für eigene Zwecke missbraucht.
Ich glaube an die Einheit unseres Volkes trotz einiger Schwierigkeiten.

1981 hat die Kirche durch die heilige Synode eine neutrale Haltung eingenommen – Können Sie uns berichten, wie die derzeitige Situation in der Heimat ist und wie die nationalen Richtungen im Ausland aufgenommen werden?

Nationale und kulturelle Arbeit begrüßen wir sehr, denn sie stärken uns in der Heimat unserer Vorfahren. Wenn allerdings die nationale und kulturelle Arbeit darauf ausgerichtet ist unser Volk zu spalten, bringt sie uns logischerweise nicht weiter. Darüber sollten wir nachdenken.

Mir fällt auf, dass unsere Sprache in der Diaspora verfeinert wird und fremdsprachige Wörter entfernt werden. Das ist natürlich positiv.

Wir haben im Film „Assyriska“ gesehen, dass u. a. auch ein Mönch Fußball gespielt hat. Sport und Kirche, passt das zusammen?

Als Mönch habe auch ich sehr gerne Fußball gespielt. Heute schaue ich mir auch Spiele manchmal noch an. Fußball ist nicht nur Sport, sondern auch Politik. Man kann viel mehr bewirken als nur sportliche Erfolge. Für mich stellt Fußball eine sehr große Chance dar, eine Einheit unseres Volkes zu erreichen. Hoffentlich wird irgendwann einmal der Zeitpunkt kommen, in dem wir diese wirklich auch erreichen werden.

Sayidna, wir bedanken uns, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben.

Auch ich bedanke mich und wünsche euch Gottes Segen und viel Erfolg.

Bethnahrin.de bedankt sich für dieses Interview und wünscht seiner Eminenz Mor Filüksinos Saliba Özmen viel Erfolg für die weiteren Arbeiten im Tur Abdin

Nimar Bulun und Suleyman Ögünc /bethnahrin.de

 

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