An Frau Erika Steinbach, MdB
Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Fraktion
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Sehr verehrte Frau Präsidentin,
liebe Frau Steinbach,
heute möchte ich Sie auf ein akutes Problem im Südosten der Türkei aufmerksam machen und Sie dringend um Unterstützung bitten.
Gegenwärtig versuchen drei kurdische Dörfer im Südosten der Türkei gegen das Kloster Mar Gabriel, eines der ältesten christlichen Klöster der Welt vorzugehen. Das Kloster wurde im 4. Jahrhundert gegründet und ist das geistige Zentrum der weltweit verzweigten syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochia – sozusagen der „Berg Athos“ der Assyrer (auch Syrer, Chaldäer, Aramäer genannt). Die Ortsvorsteher der drei Dörfer haben beim örtlichen Gericht in Midyat eine Anzeige gegen das Kloster erstattet u. a. mit der Begründung „ dass das Kloster mehr Land besitze als sie zum Beten bräuchten“ und sie – die kurdischen Bauern bräuchten das Land als Weidefläche für ihre Schafe und Ziegen.
Dass das Kloster seit über 1600 Jahren dort steht und damit viele Jahrhunderte länger als die ersten kurdischen oder türkischen Dörfer existiert ficht die muslimischen Kläger nicht an, vielmehr sind sie der Ansicht, das die Christen „zu viel Platz zum Beten hätten „.
In der Vergangenheit waren Grundbucheintragungen in der östlichen Türkei nicht üblich. Das Kloster hat jedoch Dokumente, in denen die kurdischen Großgrundbesitzer der Region schon vor Jahrzehnten bestätigt haben, dass der heute umstrittene Boden Teil der Klosteranlage ist.
Die Klostergemeinschaft hat in einem ausführlich begründeten Appell an den Menschenrechtsbeauftragten des türkischen Parlamentes ihren ernste Sorge formuliert. Mit einer schnellen Reaktion ist erfahrungsgemäß nicht zu rechnen.
Das Kloster Mar Gabriel wurde in den letzten 30 Jahren unter der Leitung des Erzbischofs Timotheos Samuel Aktas vollständig renoviert und dient heute nicht nur den syrisch-orthodoxen Christen als Besuch- und Begegnungszentrum. Es ist ein Ort der Ökumene und des Dialogs. Das ist offenbar manchen türkischen- kurdischen Stellen in der Region ein Dorn im Auge, insbesondere seit dem zahlreiche Christen in ihre Dörfer zurückkehren und ihre zerstörten Häuser aufbauen oder rechtlich ihren von Kurden besetzten Grund und Boden zurückfordern.
Trotz der seit 2005 angehenden Verhandlungen zum Beitritt in die EU scheut sich die Türkei offensichtlich nicht den Druck auf die verbliebenen Christen im Südosten des Landes und ihre Klöster zu erhöhen.
Es ist beschämend, dass die Türkei weiterhin etwa 500 Million Euro für vorbereitende Maßnahmen in den EU Beitritt erhält, und die Christen davon nicht nur nicht profitieren, sondern immer stärker bedrängt werden.
Verehrte Frau Steinbach, ich appelliere an Sie an entscheidenden Stellen hier in Deutschland und in der Türkei für die Rechte des Klosters einzutreten. Bitte bedenken Sie, das jegliches Schweigen die Türkei dazu ermutigt mit ihrer Politik gegen die christlichen Minderheiten weiterzumachen und dies als stille Erlaubnis interpretiert wird.
Herzliche Grüsse aus München
Ihre
Janet Abraham
PS: Ich erlaube mir, einen ähnlichen Brief an mir persönlich bekannte Abgeordnete und EU-Parlamentarier zu schicken
München, 3. September 2008
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