Die Assyrer bezeichnen dieses dunkle Kapitel ihrer Vergangenheit als ‚Seyfo‘, welches übersetzt ‚Schwert‘ bedeutet. Es versammelt verschiedene Facetten der Ereignisse zu jener Zeit in einem Wort. Zum einen den Akt der Massakrierung durch das Schwert selbst und das furchtbare Blutbad, das ganze Dörfer und Flüsse in roter Farbe tränkte, zum anderen aber auch einen der Gründe, die dafür genannt werden können; die Zwangsislamisierung und der Ausruf des Jihad über alle nicht-muslimischen Bevölkerungsgruppen des damaligen Osmanischen Reiches. Ein anderer ist die Bereinigung des neuen Reiches von nicht-türkischen Bevölkerungsgruppen.
„Durch die anhaltende Leugnung seitens der türkischen Regierung steckt die Aufklärung der türkischen Gesellschaft noch in den Kinderschuhen. Als direkte Nachfahren der Opfer, welche noch bis heute hinein versuchen in der Türkei zu überleben, stehen nicht ausreichend Möglichkeiten und Mittel zur Verfügung den Völkermord ansatzweise anerkennen zu lassen. Als Ergebnis dieser Flucht und Vertreibung in freiheitlich-demokratische Staaten, fingen wir in den letzten 40 Jahren an uns intensiv mit diesem Kapitel unserer Geschichte auseinander zu setzen. Unsere Forderung ist deutlich; der Völkermord muss durch die Türkei, aber auch durch die Bundesrepublik Deutschland als solchen anerkannt werden“, heißt es von Ninwa Aras, der 2. Vorsitzenden des Assyrischen Jugendverband Mitteleuropa e.V. (AJM). „Erst wenn die Türkei sich ehrlich mit diesem Thema auseinandersetzt, den Völkermord anerkennt und aufarbeitet, erst dann wird es für uns als Volksgruppe möglich sein dieses Kapitel abzuschließen“, ergänzt Sanharib Simsek der Vorsitzende des AJM e.V.
Heute jährt sich der Völkermord zum 98. Mal. Überall auf der Welt gedenken die betroffenen Volksgruppen dieser dunklen Vergangenheit. Es ist jedoch nicht nur ein Teil ihrer Geschichte, sondern prägt sowohl Gegenwart als auch Zukunft.
Der Assyrische Jugendverband Mitteleuropa e.V. ruft zum Gedenken an die Opfer des Völkermords von 1915 auf und unterstützt Veranstaltungen im gesamten deutschsprachigen Raum.
Gütersloh, 24. April 2013 / 6763
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