Seyfo

Nach 102 Jahren Völkermord weiterhin kein Frieden in Sicht

Am 24. April gedenken weltweit Assyrer den Opfern des sogenannten „Seyfo“, dem Völkermord an den Assyrern. Heute vor 102 Jahren begannen die Vertreibungen und Tötungen der christlichen Assyrer in der Türkei.

1. ZAVD-Vorsitzender Johann Roumee

Anlässlich des Gedenktages organisierte am vergangenen Samstag der Assyrische Mesopotamien Verein Gütersloh e.V. in Kooperation mit dem Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland (ZAVD) und dem Seyfo Center Deutschland eine Kundgebung zu Gedenken an die Opfer des Völkermordes vor 102 Jahren, als auch dem fortlaufenden Genozid in der heutigen Heimat, Syrien und dem Irak, verübt durch radikale Islamisten, wie dem sogenannten Islamischen Staat. An dieser Kundgebung nahmen über 700 Personen teil.

Den Demonstrationszug führte die assyrische Musikkapelle „Boduqe“ an. Der ZAVD-Vorsitzende Johann Roumee verdeutlichte in seiner Rede die Parallelen des damaligen mit denen des heute in Syrien und dem Irak verübten Genozides an den Assyrern und Jesiden. Zugleich kritisierte er die Geschäfte Deutschlands mit Ländern, welche den IS maßgeblich direkt oder indirekt unterstützen, sei es die Türkei, Saudi-Arabien oder Katar. Die Landtagsabgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wibke Brems betonte hingegen die damalige, als auch heutige Haltung ihrer Partei zum sogenannten „Seyfo“ und sprach weiterhin ihre Unterstützung zu. Auch dem unermüdlichen Einsatz von Parteivorsitzenden Cem Özdemir sei es zu verdanken, dass Deutschland vor fast einem Jahr den Genozid als Solchen anerkannte. Auch Kreisverbandssprecher von DIE LINKE Michael Pusch bestärkte selbige Haltung seiner Partei. Die Aktivistin Zeynep Tozduman forderte die Türken auf sich ihrer Verantwortung zu stellen und den Völkermord anzuerkennen.

Anwesend waren mehrere Pressevertreter, als auch Fernsehsender. Die Demonstration endete vor dem Gütersloher Rathaus.

Mahnmal in der Gedenkstätte Banneux in Belgien

Zusätzlich zur Demonstration in Gütersloh fuhr am vergangenen Samstag eine Delegation des ZAVD und Mitglieder des Mitgliedsvereines Mesopotamien Assyrischer Sport- und Kulturverein Wiesbaden nach Belgien zur Gedenkstätte Banneux, um gemeinsam den Opfern des Genozides, als auch den Brüdern und Schwestern im heutigen Syrien und dem Irak zu gedenken, welchen ein ähnliches Schicksal wiederfährt, wie den ihrer Vorfahren in der Türkei. Der zweite ZAVD-Vorsitzende Sabo Akgül erläuterte in seiner Rede die Historie des Völkermordes von Planung, Durchführung und der Beteiligung der Kurden bis zur Duldung des deutschen Kaiserreiches. Ferner lobte er die Zusammenarbeit der assyrischen Bewegungen mit dem Seyfo Center für die Aufarbeitung dieses Genozides. Zu den rund 70 anwesenden Assyrern und Deutschen war auch die Assyrische Konföderation in Europa (ACE) und Assyrische Demokratische Organisation (ADO) Sektion Europa vertreten.

Der Völkermord an den christlichen Assyrern, Griechen und Armeniern wurde vom Osmanischen Reich unter der Führung der sogenannten jungtürkischen Partei (Ittihat ve Terraki), zwischen 1915 und 1923, geplant und durch Unterstützung der kurdischen Feudalherren durchgeführt. Türkische Soldaten und kurdische Kampfeinheiten wurden bewaffnet und mit dem Morden der Armenier, Griechen und Assyrer beauftragt.  Ziel dieser Verbrechen war die ethnische und religiöse Säuberung der Christen und die Gründung eines einheitlichen türkisch-muslimischen Staates.

Bei diesem ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts wurden bis zu 750.000 Assyrer, 350.000 Pontos-Griechen und 1,5 Millionen Armenier ermordet. Durch die systematischen Massaker von 1915 wurde das assyrische Volk stark dezimiert, geschwächt und schließlich seines Landes beraubt.

Quelle: ZAVD

© Bethnahrin.de

Alle Rechte vorbehalten

Vervielfältigung nur mit unserer ausdrücklichen Genehmigung!

Ein Gedanke zu „Nach 102 Jahren Völkermord weiterhin kein Frieden in Sicht

  1. Das ist ja grauenhaft, aber das gibt es doch heute auch alles noch. Denken Sie mal an die Situation der Christen im Irak oder in Syrien oder die der drei verbliebenen Christen in der Tuerkei. Man sollte viel staerker an diese Dinge erinnern, sie geraten so leicht in Vergessenheit. Und da darf man sich auch nicht von irgendwelchen rechtsradikalen Tuerken einschuechtern lassen, wie das die Stadt Koeln offenbar tut. Leider sind diese Verbrechen in der europaeischen Oeffentlichkeit, aber auch in den USA, nicht so bekannt. Das sollte sich aendern.
    Das dort millionenfach und systematisch Christen getoetet wurden- es erinnert mich an Pakistan, die haben reihenweise Hindus geschlachtet, als es zur Trennung kam. Es scheint schon irgendwie typisch musulmanisch, und man muss sich schon fragen, ob das unserer Demokratie nicht noch schaden wird; den Konflikt nicht ausgestanden zu haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert