ADO Heimatreise Tur Abdin und Nordirak

Interview mit dem Vorsitzenden der ADO Schweden Sait Yildiz

Am 22. Juni 2012 reisten die Vorsitzenden der Assyrischen Demokratischen Organisation (ADO) Schweden und Amerika, Sait Yildiz und George Stifo, für eine Woche in die Heimat. Ihre Aufenthaltsorte waren vor allem der Nordirak und Tur Abdin. Wir als Webteam hatten die Gelegenheit mit Herrn Sait Yildiz ein Interview zu führen.

Herr Yildiz, was war der Grund für die Heimatreise der ADO?

Dieses Landstück vom Kloster Mor Gabriel soll von der Türkei enteignet werden.

Es waren mehrere Gründe, die uns in die Heimat führten.

In den Tur Abdin sind wir gereist, um mit den Verantwortlichen vor Ort über die aktuelle Lage des Klosters Mor Gabriel zu reden. Es war uns wichtig den Stiftungsvorstand und die Leitung des Klosters moralisch zu unterstützen. Wir haben sehr lange darüber diskutiert, wie wir gemeinsam die Entscheidung des türkischen Höchstgerichtes (türk. Yargitay) revidieren können, um den Prozess dennoch für uns entscheiden können.

Außerdem reisten wir auch in den Irak. Es war uns wichtig zu erfahren, wie dort die derzeitige Situation unserer Brüder und Schwestern aussieht. Das Thema Syrien lag uns ebenfalls sehr am Herzen.

Wie sieht die derzeitige Situation der Christen im Irak aus?

Die Beschützer des assyrischen Volkes in Baghdeda, Irak.

Allgemein gesagt immer noch nicht gut. Speziell in der Ninive-Ebene häufen sich die Probleme. Die dortige Regierung plant derzeit das assyrische Volk in der Gegend zu minimieren und die Ländereien der schiitischen Shabbaks zu übergeben. Es ist sehr wichtig, dass dies nicht geschieht. Die Assyrer waren dort einst die Ureinwohner, heute zählen sie beinahe zu der Minderheit in dieser Region. Durch diese geplante Ansiedlung sollen die demographischen Verhältnisse zu Lasten unseres Volkes geändert werden.

Was habt ihr im Irak bewirken können?

Ein Treffen mit dem Dorfsrat von Baretlleh, Irak.

In den wenigen Tagen haben wir uns mit sehr vielen hochrangigen Personen und Organisationen getroffen. Zu diesen zählen politische assyrische Parteien in der irakischen Region Kurdistan, der Kommunikations- und Transportminister Johnson Syawish, der frühere Finanzminister der kurdischen Regionalregierung Rabi Sargis Aghajan, der syrisch-orthodoxe Bischof Muse Alshamani vom Kloster Mar Matay, der syrisch-katholische Bischof von Baghdeda, und die Räte von den Orten Bartelleh, Baghdeda und Karamlesh. Mit all denen haben wir über die aktuelle Lage der Assyrer gesprochen und auch über den Plan der Regierung diese Volksgruppe zu enteignen. Erfreulich war, dass die Bischöfe selbst bis zu ihrem Tod das Land nicht aufgeben wollen.

Das Kloster Mar Matay im Irak.

Die derzeitige Situation in Syrien war ebenso Gesprächsthema. Es war uns wichtig unseren dortigen Organisationen über die erreichten Ziele unseres Volkes in Syrien zu berichten. Die ADO hat derzeit bei der syrischen Opposition eine hohe Stellung erreicht. ADO gehörte zu den ersten Organisationen, welche sich gegen das Regime gelehnt hat und mehr Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung forderte. Unser Volk dort hat es geschafft die assyrische Frage zur Anerkennung voranzutreiben.

Chaldean Syriac Assyrian Popular Council in Duhok (Nohadra).

Darunter verstehen wir, dass die Assyrer als ein unabhängiges Volk in der neuen Verfassung Syriens angesehen werden müssen. Ihnen sollen sowohl nationale, politische, als auch kulturelle Rechte eingeräumt werden. Auch die assyrische Sprache soll als eine offizielle Sprache Syriens angesehen werden und so weitergelehrt werden können. Diese Punkte sind in den derzeitigen Dokumenten des syrischen nationalen Rates der Opposition aufgeschrieben. Die Assyrische Demokratische Organisation zählt zu den Gründungsmitgliedern und aktiven Teilnehmern dieses Rates. Weitere Informationen können auf der Seite http://www.syriancouncil.org nachgeschlagen werden.

Wir hoffen durch unsere Gespräche im Irak Unterstützung für den nationalen und politischen Kampf in Syrien aus dem Irak zu bekommen.

Welche Prognose hat die ADO für die Zukunft Syriens?

Die Zukunft ist derzeit offen. Sicher ist jedoch, dass das Regime Syriens fallen wird. Wir sollten für das neue Syrien bereit sein, ehe es zu spät ist. Denn die Existenz unseres Volkes und das friedliche und respektvolle Zusammenleben mit unseren Nachbarn, den Kurden und Arabern, sind von unserer Arbeit abhängig. Die ADO beschäftigt sich derzeit mit der Frage, wie wir dieses Ziel erreichen können. Deswegen nehmen wir bei allen internationalen Konferenzen über Syrien teil. Auch im Exil sind wir sehr aktiv. Als Beispiele kann ich die Konferenz in Kairo (Ägypten) oder die am 06.07.2012 stattgefundene Konferenz in Paris (Frankreich) nennen, an denen wir einflussreichen Politikern, wie Hillary Clinton oder dem Präsidenten von Frankreich Hollande, die Probleme und Sorgen unseres Volkes in Syrien schildern konnten. Der ADO Vorsitzende für Europa, Ablahad Gallo Staifo, hat an den Konferenzen teilgenommen. Das alles ist unserer vergangenen Arbeit zu verdanken, denn ohne dieser wären wir heute kein Teil der Opposition und somit ohne Gewicht.

Das Kloster Mor Gabriel in der Türkei.

Zusammengefasst kann man sagen, dass sich die ADO derzeit auf die Situation in Syrien konzentriert. Dennoch verlieren wir das Kloster Mor Gabriel nicht aus unseren Blickwinkeln.

Das letzte Wort an unsere Leser?

Ich danke dem Team von Bethnahrin.de für das Interview, welches durch dessen Tätigkeit den interessierten Lesern diese wichtigen Informationen liefert. Darüber hinaus möchte ich jeden bitten seinen Brüdern und Schwestern in der Heimat zu helfen. Wir sollten heute unsere kleinen Konflikte, welche unser Volk spalten, vergessen und gemeinsam für das gemeinsame Volk in Syrien kämpfen, damit es uns nicht wieder so ergeht, wie vor wenigen Jahren im Irak. Ich bedanke mich und hoffe auf ein Wiedersehen.

Weiteres Interview

Auch ACSA TV hat mit Herrn Sait Yildiz über die Heimatreise der ADO ein Interview geführt. Dieses ist auf Video und Ton festgehalten.

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7 Gedanken zu „Interview mit dem Vorsitzenden der ADO Schweden Sait Yildiz

  1. Erfolgte in der Vergangenheit mal eine Sitzung mit der ADM?
    Schließlich stellt man laut meines Wissens aus assyrischer Reihe den einzigen Abgeordneten im irakischen Parlament?

    Die Lage in Syrien ist in meinen Augen sehr schwer einzuschätzen und deswegen kann ich mich nicht dazu äußern. Doch babylon99 hat es erkannt, die ADO muss akute Hilfestellung für unsere Leute in Syrien leisten!

  2. Die ADM und der CASPC stellen insgesamt 5 Abgeordnete im irakischen Parlament. Seit den letzten Wahlen existiert eine Christen Quote im Irakischen Parlament, die da lautet das mindestens fünf Vertreter der Christen (über 90% Assyrer/Chaldäer) im Parlament sitzen müssen.
    Die ADM hat 3 dieser Sitze, der sogenannte Volksrat 2 dieser Sitze. Die Vertreter der ADM lauten:
    Yonadam Kanna
    Basimah Yusuf Butrus (eine Frau!)
    Imad Yokhana Bako

    Die Vertreter des Volksrat lauten:
    Khales Isho Esitefo
    Louis Karo Bandar

    Darüber hinaus ist der Umweltminister ein Assyrer (von ADM), names Sargon Lazar Sliwa. Darüber hinaus gibt es zwei Botschafter des Irak die Assyrer sind (wenn ich mich nicht irre ist es der Botschafter auf den Phillipinen und es war auch eine zeitlang der Botschafter für die UN ein Assyrer).

    Shlome

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