Die Izlo Berge im Tur Abdin brennen -

Ein Brief von Horst Oberkampf an den Deutschen Botschafter

Horst Oberkampf schrieb am 14. Juni 2008 im Namen der "Solidaritätsgruppe Tur Abdin und Nordirak" einen Brief (per email) an den Deutschen Botschafter in Ankara, Herrn Dr. Cuntz. Der Grund war die Nachricht Mitte Juni: Die Izlo Berge im Tur Abdin brennen!

SOLIDARITÄTSGRUPPE TUR ABDIN UND NORDIRAK
Pfarrer i.R. Horst Oberkampf D – 88348 Bad Saulgaut

Sehr geehrter Herr Botschafter Dr. Cuntz!

Noch Ende Mai war ich mit einer offiziellen kirchlichen Delegation im Tur Abdin und im Nordirak, die sich über die Situation der Christen in beiden Regionen informierte. Wir waren auch in Harabale und Kafro und sahen die Izlo Berge vor uns.

Gestern bekam ich die traurige Nachricht, dass es in den Izlo Bergen seit einigen Tagen brennt! Das türkische Militär hätte angeblich das Feuer verursacht, dem verschiedene Explosionen vorausgegangen seien. Das Türkische Militär begründet sein Vorgehen mit der Vertreibung von angeblich dort versteckten PKK Kämpfern, so erfuhr ich aus vertraulicher Quelle.

Nach meinen Kenntnissen, die sich auf fast 30 Jahre Tur Abdin Begleitung beziehen, und nach Aussagen dort lebender Christen, wird sich in dieser Gegend zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum noch ein PKK Kämpfer aufhalten. Die haben sich doch vor Jahren aus diesem Gebiet längst abgesetzt! Und sollte es tatsächlich noch versprengte PKK Kämpfer dort geben, kann doch nicht mit einem Feuerteppich gegen sie vorgegangen werden, der das gesamte Gebiet zerstört.

Also müssen andere Gründe vorliegen! Ich vermute, dass das Türkische Militär den dort lebenden Christen in Badibe, Harabemischka, Sederi, Ihwo und Arbo – ich kenne dieses Gebiet sehr gut – und den dort lebenden Rückkehrern Angst einjagen möchte. Mit ihrem Handeln wollen sie den Rückkehrern zu erkennen geben, dass sie nicht willkommen sind, obwohl sie offiziell im Juni 2001 vom damaligen Ministerpräsidenten Ecevit zur Rückkehr aus dem Westen in ihre Heimat aufgefordert und eingeladen wurden. Dass das türkische Militär in dieser Gegend des Tur Abdin immer wieder zu Maßnahmen greift, die den dort wohnenden Christen und Rückkehrern Angst einjagen sollen, aben wir bei unserem kürzlichen Besuch auch von den Bewohnern von Kafro und Harabale leider wieder gehört.

Jetzt aber hat das Türkische Militär mit dem Feuer die Existentgrundlage der Christen angegriffen und an einer ganz empfindlichen Stelle getroffen. Die gegenwärtige Trockenheit hat das ihrige zur Ausbreitung des Feuers beigetragen. Hilfe zum Löschen des Feuers kam anscheinend von staatlicher Seite bis dato noch nicht, so meine Informationen.

Sehr geehrter Herr Botschafter Dr. Cuntz, dieses Vorgehen des Türkischen Militärs macht mir und uns alle, die wir uns seit Jahren um die Christen im Tur Abdin kümmern, große Sorge und verunsichert die betroffenen Menschen vor Ort. Ich bitte Sie deshalb sehr herzlich im Namen der „Solidaritätsgruppe Tur Abdin und Nordirak“, dass Sie von Seiten Ihres Amtes alles unternehmen, dass in der betroffenen Region der Izlo Berge so schnell wie möglich wieder Ruhe einkehrt und dass die dort lebenden Syrischen Christen geschützt werden und in Sicherheit leben können.

Sodann bitte ich Sie, dass dieses Modell der Rückkehr auf Grund solcher verheerenden Maßnahmen nicht zum Erliegen kommt, weil dadurch die Voraussetzungen einer Rückkehr immer wieder unterlaufen werden. Wenn die Rückkehrer im Tur Abdin nicht in Sicherheit leben können, vom Staat geschützt und ihre Rechte zugestanden bekommen, wird die von uns unterstützte Rückkehr nicht realisiert werden können. Für die Betroffenen ist dann das Risiko zu groß. Und dabei müsste doch die Türkei alles tun, um ihren ethnischen und religiösen Minderheiten Schutz zu geben, wenn ihr Weg nach Europa weitergehen soll.

Ich bitte Sie sehr herzlich, sehr geehrter Herr Boschafter, sich für unser Anliegen einzusetzen und bei den türkischen Stellen gegen dieses menschenunwürdige Vorgehen in den Izlo Bergen zu protestieren. Leidtragende sind die immer noch schutzlosen Christen, die dort seit Hunderten von Jahren leben und auf eine lange, mehr tausendjährige Kulturgeschichte zurückblicken.

Herzliche Grüße und vielen Dank für Ihre Bemühungen

Ihr
Pfarrer i.R. Horst Oberkampf

(Solidaritätsgruppe Tur Abdin und Nordirak)

Quelle: Nordirak-Turabdin

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