Nichts ist wichtiger, als gegenseitige Achtung und Toleranz in Glaubensfragen, kaum ein Thema ist brisanter als die zunehmende Christenverfolgung und Einschränkung der Religionsfreiheit in über 60 Ländern. Im Namen der Veranstalter (Assyrischer Mesopotamien Verein, Suryoye Kultur- und Sport Verein, ev.-luth. Dekanat, ev. Allianz und kath. Kirche in Augsburg) konnte Moderator Gerd Koller nun erstmals auch Vertreter der Alewitischen Gemeinschaft zur Kundgebung „Glaube braucht Bekenntnis – Verfolgte Christen brauchen Hilfe“ auf dem Augsburger Rathausplatz begrüßen. In Vertretung des OB der „Friedensstadt“, Dr. Kurt Gribl, überbrachte Bürgermeister Hermann Weber das Grußwort an die anwesenden Kundgebungsteilnehmer.
Bundestagsvizepräsident und Hauptredner Eduard Oswald (CSU) zeigte sich sehr erfreut über die zahlreichen Menschen auf dem Rathausplatz, unter denen auch der Bundestagsabgeordnete Dr. Christian Ruck (CSU) und weitere Politiker von CSU und SPD, aber auch Vertreter verschiedener Kirchen und Religionen, sich zu den christlichen Werten der westlichen Gesellschaft bekannten. Nicht nur Oswald, sondern auch Simon Jacob, Integrationsbeauftragter der Syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, forderten zur Verteidigung der Grundrechte in Deutschland auf.
Wir wollen eine Welt ohne Hass und Gewalt – „Wir treten gemeinsam ein für Frieden, Freiheit und Recht, für Toleranz und Menschenrechte.“ eröffnete Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald (CSU) seine packende Rede. Offen sprach er das aus, was viele Menschen wollen, nämlich weltweit das friedliche Miteinander der Menschen und eine Welt ohne Hass und Gewalt, in der Respekt voreinander selbstverständlich ist. Für den Politiker ist das die Botschaft, die hier vom Rathausplatz, dem „freien“ Rathausplatz der Auguststadt Augsburg ausgehen müsse.
Das Christentum gehört zu unserer Heimat – „Wo Glaube unsichtbar wird, wird heute ein Bekenntnis abgelegt, nämlich „Glaube braucht Bekenntnis“.“, verstärkte Oswald das Motto der Kundgebung. „Und in unserer Heimat gilt es, das Bekenntnis zum Christentum. Bekenntnis zu den Türmen, die man hier in der Stadt überall sieht, und die Kirchen gehören in die Stadt und aufs Dorf, so wie das Kreuz in die christlichen Schulen und auf die Gipfel unserer Berge!“ betonte er. Eine Aussage, die dem Politiker viel Beifall einbrachte angesichts des Verbotes und der Zerstörung christlicher Symbole und Kirchen in zahlreichen islamisch dominierten Ländern.
Wer zudem verlange, dass auch in Deutschland Moscheen neu gebaut würden, der müsse auch dafür sorgen, dass Kirchen in der Türkei neu gebaut werden können und dass in alten ehrwürdigen Gebetsstätten wieder gebetet werden dürfe, forderte der CSU-Politiker. Religionsfreiheit sei ein Menschenrecht von überragender Bedeutung. Nur wo der Glaube frei gelebt werden könne, sei auch eine Gesellschaft frei, betonte Oswald.
Doch Christenverfolgung finde bereits in über 60 Ländern statt. Diskriminierung zeige sich dort auch im Verbot, von Glockenläuten, Kirchenbau, öffentlichen Mordaufrufen und Lynchjustiz. „Christen sind in der ganzen Welt derzeit am stärksten verfolgte Religionsgemeinschaft. Es ist unsere Aufgabe, auf die Situation der bedrängten Christen in aller Welt hinzuweisen.“, so Oswald. Dabei gehe es auch um die Verteidigung der Menschenrechte.
Besonders scharf verurteilte der CDU-Politiker daher auch die Gewaltaktionen gegen die christliche Bevölkerung in den muslimischen Ländern aufgrund der Veröffentlichung des Films „Die Unschuld der Muslime“. Dieser hatte Massenproteste unter der Regie fanatischer Geistlicher ausgelöst und viele Todesopfer gefordert. Darunter auch vier westliche Diplomaten, die grausam ermordet worden waren. Aber selbst in Momenten, wo Toleranz von Anders- oder Nichtgläubigen bis auf das äußerste strapaziert werde und Toleranzgrenzen vielleicht überschritten würden, dürfe es niemals zur Anwendung von Gewalt kommen, so der Bundestagsvize. Solche Taten lassen sich auch aus religiöser Ehrverletzung heraus keinesfalls rechtfertigen.
Machtstreben Grund für Konflikte in den Ländern des „Arabischen Frühlings“ – Der Integrationsbeauftragte der Syr.-Orth. Kirche in Deutschland, Simon Jacob, der sich erst kürzlich wieder selbst ein Bild über die Lage in Syrien und den Nahostländern machen konnte, sieht die Gier nach Macht als Auslöser für die Konflikte im Nahen Osten. Die Leidtragenden seien die Christen, die zwischen die Fronten gerieten, weil sie von manchen Teilen der islamischen Welt als Menschen zweiter Klasse, als fünfte Kolonne des Westens oder aber als Kollaborateure angesehen würden.
Es sei völlig egal, um welches Regime es sich letztlich handele, ob um die Opposition, das Regime Saudi Arabiens, der Türkei , Russlands oder das des Westens. Jeder verfolge seine eigenen Ziele, klagte der Integrationsbeauftragte an. Insbesondere am Beispiel Syriens habe sich gezeigt, dass durchaus ein friedliches Zusammenleben sämtlicher Ethnien in einem Land möglich sei.
„In Syrien konnten ohne Weiteres Christen, Schiiten, Jeziden, Sunniten und andere Religionen nebeneinander leben. Jeder konnte in seine Kirche, Moschee oder sein Gotteshaus gehen, ohne belangt zu werden.“, sagte Jacob. Doch seit dem Beginn der Konflikte würde das Land die gleichen Probleme erleiden, wie es in anderen islamischen Staaten der Fall sei. Demokratie gebe es bis heute weder in Afghanistan, dem Irak oder in Libyen. Stattdessen seien Bürgerkriege, Tod und Terror die Folge.
Den Menschenrechten verpflichtet – Es sei hier in Europa die Gleichberechtigung aller Ethnien, Hautfarben oder Kulturen, die zur Einhaltung und Verteidigung der Menschenrechte verpflichte. Jeder, der hier lebe und als Flüchtling hierhergekommen sei, profitiere schließlich von diesen Werten. „Da wir wissen, was für einen Wert diese Rechte haben, die wir in unseren Ursprungsländern nicht hatten, werden wir diese erst recht verteidigen.“, sagte der Integrationsbeauftragte.
Frieden, Freiheit und Menschenrechte – Auch die Kinder und Jugendlichen der anwesenden altorientalischen Kirchen, deren Eltern, oder die selbst zur Flucht aus der Heimat gezwungen waren, zeigten in bewegenden Fürbitten, wie sehr sie sich Frieden Freiheit und Einhaltung der Menschenrechte wünschen. So wünscht sich der12-jährige Daniyel von der Äthiopisch-orthodoxen Kirche, dass es keinen Rassismus mehr gibt. „Ich hoffe, dass alle Menschen in dieser Welt sich gegenseitig respektieren, egal welche Hautfarbe oder Religion sie haben!“, sagt er.
So wie er, beten auch die anderen jungen Sprecher von der Eritreischen Kirche, der Assyrischen Kirche des Ostens, der chaldäischen Kirche oder der griechisch-orthodoxen Metropolie, dass Religionsfreiheit und Menschenwürde in den Heimatländern den selben Stellenwert wie in Deutschland erreichen und appellieren an die muslimische Gemeinschaft, die Christen in den arabischen Ländern genauso frei leben zu lassen, wie sie es hier tun dürfen. Wünsche und Hoffnungen, die betroffen machen, weil sie von denen vorgetragen werden, die am eigenen Leib Verfolgung und Diskriminierung erfahren haben.
Dass sich immer mehr Menschen mit den verfolgten Christen solidarisieren, wie die bereits zum dritten Mal stattfindende Kundgebung zu diesem Thema in der über 140 Nationen zählenden „Friedensstadt“ Augsburg zeigt, lässt auf eine wachsende Verantwortung der Menschen hoffen, sich für ein friedliches Miteinander in einem freien Europa einzusetzen. Es fordert aber auch diejenigen auf, die die Freiheit für sich beanspruchen, gleich welcher Religion oder Ethnie sie angehören, sich zu den christlichen Werten unserer Gesellschaftsordnung zu bekennen und diese auch in ihren Heimatländern zu vertreten, um glaubhaft zu sein. Die nächste Kundgebung der Initiative „Glaube braucht Bekenntnis – Verfolgte Christen brauchen Hilfe“ wird es zeigen.
Marianne Brückl
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