Was ist Heimat? Für Israel Makko war das immer schon der Ort, an dem er sich am wohlsten fühlte. Die Familie, das Miteinander, das Lebensgefühl: das alles hatte er hier, in Enhil im Südosten der Türkei. Und dennoch hat er 1967 diese eine Heimat verlassen. Denn das Leben im Tur Abdin war für die christlichen Assyrer als unterdrückte religiöse und ethnische Minderheit sehr schwer. Seine Kinder sollten es einmal besser haben als er.
Israel Makko war 30 Jahre alt, als er im Zuge der Gastarbeiteranwerbung in Deutschland landet. Die ersten drei Jahre arbeitete der gelernte Schreiner als Schaler in Heilbronn und Celle, danach baute er Fernseher im Telefunken-Werk in Celle/Oberhannover, bevor er 1977 schließlich nach Augsburg kam.
Hier traf er auf eine große assyrische Community – Augsburg hatte sich infolge der Priesterweihe von Pfarrer Bitris Ögünc im Jahre 1971 zu einem Zentrum der Assyrer in Deutschland entwickelt.
Die Sorgen und Nöte der in Augsburg lebenden Assyrer waren groß: neben sprachlichen und behördlichen Problemen konnten sich viele nicht in der hiesigen Gesellschaft zurechtfinden. Zudem plagte sie die Angst um ihre Familienangehörigen, die in der Heimat verblieben waren.
Eine Gruppe assyrischer Gastarbeiter und Studenten, unter ihnen Israel Makko, sehen einen Handlungsbedarf. Sie sinnieren über eine Organisation zur Selbsthilfe. Eine Plattform und Begegnungsstätte für alle Assyrer in Augsburg, eine Institution, in der sie sich Zuhause fühlen und die sie gleichzeitig in ihrer Integration in die Gesellschaft unterstützt. Viele Treffen fanden statt, hitzige Diskussionen, viel Überzeugungskunst war notwendig. Viel Zeit für die Familie blieb nicht. „Ich muss mich vor allen Dingen bei unseren Familien, insbesondere unseren Frauen bedanken“, sagte Israel Makko noch im Mai diesen Jahres, „ohne ihre Unterstützung hätten wir alle diesen Verein nicht aufbauen können. Sie sind es, die uns die Rückendeckung gegeben haben und zuhause alles organisiert haben, während wir von Treffen zu Treffen gehetzt sind.“
Am 5. August 1978 schließlich beschlossen sie die Gründung eines Vereins, dem sie den Namen „Mesopotamien Verein Augsburg“ gaben. Am 04.09.1978 wurde der Mesopotamien-Verein offiziell in das Augsburger Vereinsregister eingetragen. Israel Makko wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Ein Jahr nach Gründung des Mesopotamien Vereins wurde der Zentralverband der assyrischen Vereinigungen in Deutschland und europäischen Sektionen e.V. (ZAVD) ins Leben gerufen. Israel Makko wird auch hier 1982 in den Vorstand gewählt und erhält 1988 den Ehrenvorsitz. Seither war er der Vereins- und Verbandsarbeit stets unterstützend und beratend zur Seite gestanden.
Die assyrische Bewegung als ideelles Konstrukt und der Verein als Ort dieser Bewegung sind Israel Makko zu einer zweiten Heimat in Deutschland geworden. Hier hat er sich wohlgefühlt. Hier konnte er sich mit Freunden austauschen, diskutieren, manchmal auch streiten – und danach wieder zusammen lachen.
In den letzten Jahren vor seinem Tod konnte Israel Makko die Vereinsräume auf Grund seiner Krankheit nur selten betreten. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Vereins hatte er all seine Kräfte zusammengenommen, um ein letztes Mal an einer Veranstaltung teilnehmen zu können.
Israel Makko ist am 30. September 2018 im Kreise seiner Familie verstorben. Er hinterlässt seine Frau Mecide Makko, seine Kinder Eliyo Makko, Peyruza Bulun, Zekiya Akgül, Yildiz Atman (2005 verstorben), Sitti Goge und Tomas Makko, 23 Enkelkinder sowie 7 Urenkelkinder.
Mit seinem Tod hat die assyrische Bewegung eine bedeutende Persönlichkeit und einen wichtigen Wegbereiter verloren.
Seiner gesamten Familie möchten wir unser herzlichstes Beileid aussprechen. Möge er in Frieden ruhen.
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