Verspottung eines historischen Trauertages

Falsche türkische Nationalfeste sollen Völkermorde vertuschen

In der diesjährigen Erklärung zum Gedenktag an den Genozid an den Pontosgriechen am 19. Mai erinnert der Verein der Völkermordgegner e.V. (SKD) daran, dass in der Türkei sowohl der 24. April, als auch der 19. Mai zu nationalen Feiertagen erhoben wurden, um von der eigentlichen Bedeutung dieser Gedenktage abzulenken. Dies lässt die Arbeitsgruppe Anerkennung e.V. (AGA) auf ihrer Webseite verkünden.

„Der Völkermord ist eine historische Tatsache. Er kann nicht mit falschen Nationalfesten vertuscht werden! So wie die Republik der Türkei den 23. April und damit den Vorabend des Jahrestages des Völkermords an den Armeniern/Assyrern-Aramäern zum “Kinderfest und Tag der Gründung der Republik” erklärt hat, hat sie den 19. Mai, den Jahrestag des Völkermords an den Griechen des Pontos, zum “Fest des Gedenkens an Atatürk, der Jugend und des Sports” erklärt.“, heißt es in der Erklärung der SKD.

Weiter schreibt der Verein der Völkermordgegner (SKD), „wenn nationale Feiertage ihre Legitimitätsgrundlage verlieren und zu einer rassistischen Machtshow sowie zu Drohwerkzeugen gegen andere Völker und Nationen umgedeutet werden, wäre es naiv, die Hintergedanken dieser Feste zu ignorieren. Wenn weiterhin diese Feste insbesondere zur Verschleierung großmaßstäbiger Verbrechen wie Völkermorde und Pogrome dienen, dann ist es gefährlich, die politischen Motive zu ignorieren.

Niemals wird die Würde der Völker und Menschen so schamlos mit Füßen getreten wie unter der Herrschaft eines völkermordleugenenden Staates. Von der Diktatur des „Komitees für Einheit und Fortschritt“ bis zur türkischen Republik wandelte sich das türkische Herrschaftsfeld zu einem Völkerfriedhof. In einer Geschichte von fast 600 Jahren, von der willkürlichen Beschlagnahme bis hin zur Enthauptung oppositioneller Stimmen gegen diese Willkür, hat das System der Willkürherrschaft keine einzige Freiheitsbestrebung geduldet. Die unionistische Barbarei hat bis jetzt für keinen Völkermord unter osmanischer Herrschaft jemals Verantwortung für die Verbrechen übernommen, welche im damaligen internationalen Kontext unter Kriegsbedingungen mit Hilfe von internationalen Bündnissen begangen wurden. Die auf ermordeten osmanischen Staatsbürgern errichtete türkische Republik versucht jetzt mit gefälschten Festen die historischen Tatsachen zu verschleiern.

So wie beim Völkermord an den Armeniern wurde die intellektuelle Elite der osmanischen Griechen auf öffentlichen Plätzen gehängt; sie wurden in das Innere Anatoliens deportiert und auf den Wegen und in Gefängnissen ermordet. Aus den ausgewählten Männern im erwerbsfähigen Alter wurden „Arbeiterbataillonen“ gebildet; sie waren unter inhumanen Bedingungen und bis zum Tode zur Zwangsarbeit verpflichtet. Während viele infolge der unmenschlichen Behandlung ihr Leben in Hunger und Durst verloren, wurden die restlichen nach Abschluss der vorgesehenen Arbeiten ermordet.

Millionenerträge aus kulturellen Erben

Griechen, Armenier und Assyrer-Aramäer sind mit ihrem kulturellen Erbe von drei Jahrtausenden in ihrer ureigenen Heimat durch Völkermorde und Vertreibungen zu Minderheiten geworden. Egal wo wir in Anatolien, Mesopotamien, dem Kaukasus oder Thrakien hinsehen, überall befinden sich noch historische Zeugnisse der einstigen Präsenz dieser durch Genozid vernichteten Völker. Die auch nach 100 Jahre andauerndem Vandalismus nicht völlig ausgelöschten Meisterwerke bilden noch immer Sehenswürdigkeiten für Touristen aus aller Welt. Die als „osmanisches Kulturerbe“ gepriesenen beweglichen Kunstwerke (Gold-Silber- Kupfer-Eisen-Schmuck, Keramik, Seide, Teppiche, Schnitzereien etc.) und Baudenkmäler (Paläste (wie etwa der von armenischen Architekten errichtete berühmte Dolmabahçe-Palast), sakrale Bauten einschließlich Moscheen, Schulen, Brücken, öffentliche Bäder, Karawansereien, etc.) sind armenischen, griechischen und assyrisch-aramäischen Handwerkern zuzuschreiben. Hunderttausende von Touristen besuchen die Türkei Jahr für Jahr, um das kulturelle Erbe dieser Völker zu sehen und zu bewundern. Doch die Herrscher der Türkei leugnen weiterhin skrupellos die eigentlichen Besitzer des reichen historischen Erbes, während Millionenerträge aus diesem Erbe in die türkische Staatskasse fließen.

Feiertage zur „Tarnung“

Die Griechen sind ein durch Völkermord und Vertreibung zwischen 1912 bis 1922 in Kleinasien und Thrakien ausgerottetes Volk. Der 19. Mai 1919 gilt als Beginn der Endphase der Vernichtung der Pontosgriechen. Der als „Jugend- und Sportfest“ getarnte, aber in der Realität

auf die Leugnung des Völkermords fokussierte Tag ist eigentlich der Entscheidungstag der neuen Welle des Völkermords, der von verschiedenen Unionisten u.a. Mustafa Kemal, Topal Osman, Kazim Karabekir, Mithat Şükrü, Fevzi Cakmak, Celal Bayar, Ismet Inönü beschlossen wurde, um den während der Balkankrieges 1912/3 eingeleitete Vernichtung der osmanischen Griechen zu vollenden.

Der 19. Mai ist der Jahrestag der dritten und abschließenden Völkermordphase mit dem Ziel der Ausrottung der Pontosgriechen, des Feldzugs nach Armenien und der daraus folgenden ultimativen Zerstörung des armenischen Volkes, der vollständigen Annektierung Armeniens und der Unterdrückung des Widerstands des kurdischen Volkes unter der Führung des Kocgiri Stamms, der die Falle der Unionisten schon erkannt und sich dagegen zur Wehr gesetzt hatte. Die Weltöffentlichkeit übt seit längerem Druck auf internationale Institutionen und nationale Parlamente aus, damit sich die Türkei mit ihrer Geschichte auseinandersetzt und den Völkermord von 1915 anerkennt. Aufgrund des entschlossenen Kampfes der betroffenen Völker (das armenische Volk an der Spitze) erfährt die Menschheit jeden Tag mehr über die blutigen Hintergründe der gefälschten Staatsfeste der Türkei. Die offizielle Anerkennung des Völkermords durch verschiedene nationale und internationale Institutionen bis zum heutigen Tag ist diesen Kämpfen zu verdanken.

Türkische Gesellschaft „moralisch entartet“

Die Quelle unserer Schams ist die verbreitete Akzeptanz der türkischen Staatspolitik zu Völkermord und dessen Leugnung durch die überwältigende Mehrheit unserer Gesellschaft; das Zuschauen der sich als revolutionär oder fortschrittlich bezeichnenden legalen und illegalen Parteien und der Gewerkschaften. Ihr Schweigen und ihre Akzeptanz ermöglichen es, dass die Menschenwürde seit 100 Jahren von Mördern, Dieben und Vergewaltigern mit Füßen getreten wird. Daher kann bis heute kein Massenmord, kein Pogrom und kein unaufgeklärter Mord zur Rechenschaft gezogen werden. Die türkische Gesellschaft wurde systematisch und über lange Zeit ihres Gewissens beraubt. Ihre Beihilfe zum Völkermord und dessen Leugnung hat die Gesellschaft moralisch entarten lassen.

Es ist unmöglich für eine Gesellschaft, die den Opfern des Völkermords eine von Herzen kommende Entschuldigung verweigert, sich von dieser Schande zu retten. Eine solche Gesellschaft wird auch immun gegen neue Verbrechen.

Aus diesem Grund fordern wir von der Republik Türkei: Die sofortige Anerkennung des Völkermords von 1915, Entschuldigung bei den Opfern des Völkermord und die Erfüllung der Verpflichtungen, die sich aus dem Völkermord ergeben! Respekt für das Opfergedenken der Griechen von Ionien, Kappadokien, Pontos und Thrakien; Gerechtigkeit für Kinder und Enkelkinder der Überlebenden! Gerechtigkeit für alle Opfer des Völkermords!“

Quelle: HAYPRESS

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