Zunächst ging es der Referentin, Diplom-Psychologin Anisa Saed Yonan, jedoch darum, gemeinsam mit den ca. 35 Teilnehmerinnen aus Gießen, Gütersloh, Memmingen und natürlich Augsburg, die vor allem körperlichen Symptome von Stress zu erarbeiten und ihre persönlichen Gegenmittel im Sinne der Stressbewältigung zu erschließen. Sodann erklärte sie, für Laien verständlich, die medizinischen Vorgänge im Körper und ging im folgenden Teil ihres Vortrags auf die möglichen Stressursachen ein. Auch betonte sie in diesem Zusammenhang den Aspekt der zusätzlichen Belastungen von Migrantinnen der ersten, zweiten, aber auch dritten Generation, die in ihrem Alltag stets zwischen den Kulturen schwankten. Im letzten Teil ihres Vortrags behandelte sie die Möglichkeiten der Stressprävention und Stressbewältigung und zeigte Übungen auf, die eben dies bewirkten. Ein gemeinsames Abendessen und eine darauffolgende lockere Runde rundete den ersten Abend ab.
Der darauffolgende Sonntag sollte ganz im Sinne der Stressprävention bzw. -bewältigung stehen. Der zweigliedrige Vortrag des zweiten Referenten, Dr. med. Abrohom Lahdo, beinhaltete sowohl die alte Geschichte der assyrischen Musik als auch die Entwicklung seit der frühen Neuzeit bzw. in der neueren und neuesten Geschichte. Eindrucksvoll berichtete er von der Bedeutung der Musik im vorchristlichen Assyrischen Reich und legte dies durch Bilder jahrtausendalter Reliefs, Statuen und Instrumente dar. Im Alltag der Bevölkerung, bei Festlichkeiten des Königs, selbst während kriegerischer Handlungen habe Musik eine tragende Rolle gespielt. Mit der Annahme der Christentums lebte die Musik vor allem in der Kirche weiter, wurde aus dem Alltag der Menschen jedoch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts verbannt. Begeistert und begeisternd demonstrierte der Referent die ursprünglichen Takte, die in die Kirchenlieder übertragen worden sind und so bis heute weiterexistieren, erzählte Anekdoten zur Entstehung der ersten volkstümlichen assyrischen Lieder (im Westdialekt) Ende der 1960er Jahren in Syrien und umriss kurz die gegenwärtige Entwicklung.
Völlig entspannt schienen die 35 Teilnehmerinnen der Frauentagung der Assyrischen Frauengruppe Augsburg zu sein, als sie sich am Nachmittag des 13. Novembers 2011 wieder nach Hause begaben. Sicherlich werden ihnen weitere stressige Momente widerfahren. Nur diesmal haben sie einige Gegenmittel im Schlepptau – und vielleicht ist es auch einfach nur die Musik.
Nurba Yacoub
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