Qolo.de hatte die Gelegenheit ein Interview mit ihm zu führen.
Neshro, was war deine persönliche Intention, als du dich für den AJM Vorstand zur Verfügung gestellt hast?
Gießen war einst einer der aktivsten assyrischen Hudre (Vereine) Deutschlands. Doch seit Jahren herrscht in Gießen „Funkstille“. Nur aus Kindheitserinnerungen und Erzählungen weiß ich, wie es war, ein Hudro zu haben. Heute beeindruckt mich das sehr, da mir dies gezeigt hat, dass man durch gemeinsame Projekte und Aktivitäten die assyrische Kultur, Tradition und Identität pflegen kann. Zudem werden durch die gemeinsame Arbeit der Jugendgruppen enge Beziehungen mit anderen assyrischen Jugendlichen aufgebaut. Vor drei Jahren bin ich mit dem AJM in Kontakt gekommen und war anfangs überrascht, da ich nicht wusste, dass es einen solchen Verband gibt, der sich um die Jugendlichen in Mitteleuropa kümmert. Weil ich anfangs die Ziele und Absichten des Verbands nicht kannte, nahm ich auch nicht an den Veranstaltungen des AJM teil. Dies änderte sich aber durch das intensive Beschäftigen mit dem Verband. Mein Interesse wuchs, da es mich alles ziemlich an den Erzählungen von unserem damaligen Hudro in Gießen erinnert hatte. Daher konnte ich mich recht schnell mit dem AJM identifizieren. Durch anschließende Gespräche mit vertrauten Personen habe ich zudem verstanden, was es bedeutet in einem Verein tätig zu sein und eine Jugendgruppe zu haben. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich heute dieses Denken habe. Sie gaben mir die Motivation und den Mut, mich für den AJM Vorstand zur Verfügung zu stellen. Mein Ziel im Vorstand ist es, zunächst meine Erfahrungen in Jugendarbeiten weiterzubilden und dem Verband AJM durch meine Tätigkeiten weiter behilflich zu sein. Weiter möchte ich den Jugendlichen bewusst machen, wie es ist, mit einem Hudro aufzuwachsen. Ein Austausch mit anderen Jugendgruppen oder auch interne Aktivitäten sind etwas besonderes, was unsere Jugendlichen miterleben sollen. Mein Ziel ist also vor allem, dass unsere Jugendlichen wieder lernen, miteinander Zeit zu verbringen, um dadurch ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Dabei sollen aber nie Kultur, Tradition und Identität außer Acht gelassen werden.
Welche geplanten Projekte eurer Jugendgruppe liegen dir grade besonders am Herzen?
Derzeit plant die Jugendgruppe in Gießen zwei Projekte, die mir sehr am Herzen liegen. Zunächst handelt es sich um das bevorstehende Sommerfest. Bedeutsam ist dies für mich, weil es für die Jugendgruppe aus Gießen eine Art Neustart ist, bei der die Jugendgruppe den Jugendgruppen aus anderen Städten zeigen kann, dass sie wieder aktiv ist, viel Potenzial hat und dass weitere tolle Projekte vorgesehen sind. Mit diesem Projekt ist eine Grillfeier mit vielen spielerischen Angeboten und einem Sänger geplant. Zudem werden Jugendliche von Außerhalb erwartet, was die Verbindungen zwischen Gießen und anderen Jugendgruppen stärken soll. Das zweite Projekt ist Shawa Btebakh – das Gedenken an die Märtyrer. Unser damaliger Hudro hat alljährlich zu diesem Anlass ein Hago inklusive Vorträgen veranstaltet, der an diesen bedeutsamen Tag erinnern sollte. Diese Idee wollen wir wieder aufgreifen, damit er in den Köpfen der Jugendlichen wieder präsent gemacht wird und somit nicht in Vergessenheit gerät.
Was sind deine Erwartungen von den Jugendlichen in Gießen?
Ich erwarte von den Jugendlichen, dass sie weiterhin so motiviert und engagiert unsere Veranstaltungen planen, durchführen und an diesen teilnehmen. Denn nur durch die aktive Teilnahme hat unsere Jugendgruppe die Chance, lange zu bestehen. Neben den ganzen Freizeitangeboten liegt es mir dennoch sehr am Herzen, dass unsere Jugend mehr über sich und ihre Kultur lernt. Denn die Jugend ist die Zukunft. Ich hoffe, dass sie die Möglichkeiten erkennen, die wir durch die Jugendarbeit versuchen zu schaffen, dass sie diese wahrnehmen und auch dafür offen sind.
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