Berlin – In Mor Gabriel, einem der ältesten christlichen Klöster der Welt, stehen die meisten Räume leer. Wo einst über tausend Mönche arbeiteten, beteten und sangen, leben heute noch ein Bischof, drei Mönche, 15 Nonnen und etwa 40 Schüler mit ihren Lehrern. Der Ort im kargen Südosten der Türkei, den syrisch-orthodoxe Christen schwärmerisch das zweite Jerusalem nennen, ist zum größten Teil verwaist.
Die Geschichte von Mor Gabriel, dem im Jahr 397 gegründeten Kloster des Heiligen Gabriel, ist die lange Leidensgeschichte der Christen in der Türkei. Es ist die Geschichte einer religiösen Minderheit, die vor hundert Jahren noch 200.000 Mitglieder zählte. Heute leben in der Region Tur Abdin, dem „Berg der Knechte Gottes“, gerade einmal 2000 syrisch-orthodoxe Christen. Sie sind die letzten, die hier aramäisch sprechen, die Sprache Jesu Christi.
Mor Gabriel, das ist auch die Geschichte eines langen, bitteren Rechtsstreits zwischen dem Kloster und dem türkischen Staat, bei dem das Kloster über die Hälfte seiner Ländereien verlieren könnte. Der Bischof von Mor Gabriel ist inzwischen vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gezogen, um sich gegen den Zugriff des türkischen Staates zu wehren. Dieser Teil der Geschichte stößt nicht nur bei Christenfreunden, sondern auch bei Türkeiskeptikern in Europa auf großes Interesse.
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