Ninwa, in welchen Bereichen hast du dich bisher engagiert und engagierst dich heute noch ehrenamtlich?
Also ich gehe mal chronologisch vor (lachen). Mit 13 Jahren hat das Ganze bei mir angefangen und zwar mit meiner Tätigkeit bei der europaweiten Zeitung Qenneshrin. Dort habe ich fünf jahrelang Artikel über verschiedene Themen geschrieben, wie die Jugend, Politik und Aktuelles über unser Volk. Zwei Jahre später hat eine Gruppe von Jugendlichen, ich eingeschlossen, die Jugendfraktion der politischen Partei ESU-Youth (European Syriac Union) in Brüssel gegründet, in der ich unter anderem Vorsitzende in Deutschland war. Als ich dann mit dem Abitur angefangen habe, bin ich auch in den Bildungsverein Kano Suryoyo e.V. eingetreten, in dem ich erst Vorsitzende des Abiturientenausschusses und mittlerweile Pressereferentin bin. Ende 2010 habe ich dann mein ehrenamtliches Engagement bei Qenneshrin und ESU-Youth beendet. Die neusten Vereine in denen ich aktiv bin sind Sabro d‘Ahikar, welcher im letzten Jahr gegründet wurde, und seit der letzten AJM Delegiertenversammlung auch im AJM als zweite Vorsitzende.
Was hat dich dazu gebracht, für unsere Jugendlichen aktiv zu werden?
Wie ich schon erwähnt habe, habe ich mein ehrenamtliches Engagement mit 13 Jahren begonnen. Auslöser war mein erster Besuch im Turabdin mit meiner Familie. Ich kannte bis dahin nur die Erzählungen meiner Eltern und Großeltern, die teils sehr sehnsüchtig und liebevoll, aber auch von Leid und Trauer gezeichnet waren. Als ich dann jedoch die Dörfer sah, war ich schockiert. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier noch vor wenigen Jahren Menschen gelebt haben sollten. Es waren Ruinen in meinen Augen. In Deutschland wieder angekommen, wurde mir erst bewusst, dass Welten zwischen der Kindheit meiner Eltern und meiner lagen. Wie glücklich wir uns doch schätzen müssen in Sicherheit und Freiheit aufzuwachsen, all das ist den Meisten nicht klar. Und während ich anfing mich mit der Geschichte meines Volkes auseinanderzusetzen, von dem Leiden der noch in der Heimat lebenden Suryoye erfuhr und die neuen Probleme in der Diaspora erkannte, konnte ich nicht mehr tatenlos zuschauen. Meine Augen waren geöffnet und ich wollte meinen Beitrag für den Erhalt unserer Identität und einer besseren Zukunft leisten.
Warum möchtest du das jetzt über den AJM tun?
Ich sympathisiere nun schon seit längerem mit dem Verband und habe vor meinem Eintritt an einigen Veranstaltungen teilgenommen. Die Arbeit hat mich überzeugt und man konnte das große Potenzial nicht übersehen. Nachdem ich auch in der Vergangenheit guten Kontakt und mehrere Gespräche mit einem der alteingesessenen Mitglieder, Sanharib Simsek, hatte, entschloss ich mich Ende letzten Jahres dem AJM beizutreten. Der Vorstand war zwar nicht sofort geplant, aber manche Dinge fügen sich halt schnell zusammen und ich freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit.
Was möchtest du mit dem AJM während deiner Zeit als Vorstandsmitglied erreichen?
Der AJM hat sich bereits in Deutschland etabliert und ist ein starkes Fundament. Ich sehe unsere Aufgabe darin darauf aufzubauen und ein bundesweites Netzwerk zu schaffen. Wir dürfen die Möglichkeiten, die sich nun nach jahrelanger Arbeit eröffnen, nicht ungenutzt lassen. Vielmehr sollten wir anstreben uns weiterzuentwickeln und noch mehr Suryoye für die Jugendarbeit gewinnen. Wenn man die Arbeit Einzelner bündelt, kann man erst Großes bewirken und das haben wir vor.
Gibt es sonst noch etwas, was du über dich erzählen möchtest?
Gute Frage. Zu erwähnen wäre, dass ich sehr viel Wert auf Toleranz lege und direkt und offen über Problematiken spreche. Man darf seine Augen nicht vor Negativem verschließen, aber sollte seine Zukunft auf die positiven Aspekte im Leben aufbauen. Das versuche ich bei allem was ich mache, ob nun privat oder beruflich, umzusetzen.
© Bethnahrin.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit unserer ausdrücklichen Genehmigung!